Falls bei dem Gedanken über ökologische Brautmode unschöne Szenarien von jutesackähnlichen Hängerchen in Euren Köpfen herum schwirren, kann ich Euch diese Angst leicht nehmen. Wunderschön sind sie, die Brautkleider aus öko-zeritfizierten Materialien und fair gehandelten Rohstoffen.
Sina Fischer kreiert im Rahmen ihres Brautmodelabels Sina Fischer Design eben solche Brautkleider und hat in diesem Beitrag ihre Erfahrungen als Designerin für Euch zusammen gefasst.
Jedes Mal, wenn eine angehende Braut mir erzählt, dass sie und ihr Verlobter wert auf eine ökologisch korrekte Hochzeit legen, dann freue ich mich umso mehr. Das hat einen guten Grund: Während meiner Laufbahn als angestellte Designerin hatte ich das große Glück auch nach Fernost zu reisen. Glück, weil dies eine unvergessliche Reise für mich bleibt und auch weil ich gesehen habe, was ich heute, als selbständige Brautmoden-Designerin besser machen möchte.
Die Reise nach China und Indonesien ließ mich in fremde Kulturen einblicken und ich durfte sehen, wie wahnsinnig groß und wunderschön diese Länder sind, welch wunderschöne Natur sich dort verbirgt. Leider musste ich aber auch feststellen, wie u.a. die Textilbranche dies zerstört. Umweltfreundlicher Anbau von Baumwollplantagen? Artgerechte Tierhaltung? Mülltrennung, Abwasservorsorgung? Fehlanzeige… Auch habe ich erleben dürfen, was Gastfreundschaft heisst und gesehen, dass Kinderarbeit direkt vor meinen Augen passiert. Kurzum, eine Reise, die mich prägen sollte…
Ich möchte nicht allzu viel von der negativen Mode- bzw. Textilbranche schreiben. Darüber wissen wir alle spätestens Bescheid, seit viele Menschen ihr Leben lassen mussten, beim Einsturz eines Textil-Betriebes in Fernost. Oder wer die Kampagnen von Greenpeace verfolgt, weiß dass unsere Kleidung oft sehr schädliche Inhaltsstoffe aufweist. Mir ist es wichtig, eine Alternative oder gar die andere Seite zu zeigen und zu informieren. So geht es um verschiedene Schritte, wie ein Brautkleid entsteht und das auf korrektem Weg.
Klasse, statt Masse, lautet die Devise. Zwei Punkte sind hier wichtig: Erstens die Herkunft und Produktion der Stoffe und Materialien und zweitens, die Herstellung des Kleides an sich. Technisch gesehen, ist in der Stoffherstellung alles möglich. Bio, Organic & Recycling sind auch in der Textilbranche angekommen. Allerdings noch nicht weit verbreitet und so gibt es immer wieder die Herausforderung, z.B. Spitzen- oder Tüllstoffe als organic Stoffe zu beziehen. Teils sind die Materialien sehr teuer und es würde sich nicht mehr rechnen. Die größte Herausforderung bleibt bei den Stoffen und Materialien, die umweltbewusst sind. Auch Verfahren wie bleichen oder färben. Hier geht der Appell an die Produzenten neue Prozesse zu entwickeln und voran zu treiben.
Besser sieht es im Bereich der Seiden- und auch der Baumwollstoffe aus. Hier gibt es einige Hersteller, die sich auf das Thema spezialisiert haben und mit dem sog. GOTS-Siegel arbeiten und die auch umweltbelastende Prozesse, wie das o.g. Färben unter strengen Vorgaben vollziehen. Nach diesen Herstellern suche ich permanent, um mein Angebot an „sauberen“ Stoffen stets zu optimieren.
Das GOTS-Siegel bedeutet, dass sowohl der Umweltschutz, wie auch sozialgerechte Aspekte bei der Herstellung des Stoffes berücksichtigt werden. Denn was hilft es, wenn wir eine Bio-Seide haben, die aber unter unwürdigen Bedingungen von Menschen hergestellt wurde? Dieses Siegel, das momentan höchste Umwelt-Siegel in der Textilbranche, deckt also jegliche ethische Aspekte ab.
Wenn man an eine „grüne“ Hochzeit denkt, dann plant man auch oft so, dass z.B. das Essen saisonal und regional ist. So ähnlich ist es auch beim Brautkleid. Das eine ist die Auswahl und Herkunft des Stoffes und der Materialien, das andere, die Herstellung vor Ort. Labels die ihre Kollektionen selbst anfertigen, was ja nicht nur bei mir der Fall so ist, sondern bei vielen weiteren Designern, also ihre Herstellung ausschließlich in Deutschland haben, vermeiden weite Transportwege von Übersee und weisen vor, dass man sehr gut, auch hierzulande zuschneiden, nähen und kreieren kann. Und das unter guten Bedingungen.
Meine Liebe, mich auf Antik- und Flohmärkten herumzutreiben, kann ich im Accessoire-Bereich hervorragend ausleben. Man findet dort die schönsten Spitzenbänder, Broschen, Knöpfe und allerlei andere Zutaten, die ich für individuell gestaltete Accessoires super gerne einsetze… So bekommt Recycling eine völlig neue Interpretation und die Braut bekommt ein richtiges Einzelstück!
So empfehle ich jedem, der sich mit dem Gedanken „grüne Hochzeit“ und einem „grünen“ Brautkleid auseinandersetzt, nachzufragen: Woher kommen die Stoffe, wie wird gefärbt, sind die Stoffe gar mit dem GOTS-Siegel ausgezeichnet? Ebenso, wie und wo wird produziert und angefertigt?
Es ist, wie überall in der freien Wirtschaft, Nachfrage und Angebot beherrschen den Markt und wenn sich mehr Brautpaare auch im Bereich Hochzeit auf ein ökologisch korrektes Fest einigen, wird auch das Angebot wachsen. Klar ist, dass Designer, die selbst anfertigen, stets auch höhere Preise haben. Für die gesamte Bilanz lohnt es sich aber. Wenn man betrachtet, dass dieses besondere Kleid vor Ort für einen selbst maßgeschneidert wird, man beraten wird und sich sicher sein kann, dass das Brautkleid am großen Tag perfekt sitzt, kann ein Massenprodukt, auch wenn es günstiger ist, nicht mithalten. Das Bewusstsein über ein Kleidungsstück, woher es kommt, was in ihm steckt, sollte wieder geweckt werden! Es klingt abgedroschen…aber „Klasse, statt Masse“ ist wichtiger denn je, gerade bei einer Hochzeit.
Im Erfahrungsbericht von Laura und Florian könnt Ihr alles aus der Sicht eines Brautpaares nachlesen, das Thema Ringe beschreiben wir bei Sylvia Bliefert, einen Styleguide für Eure Gäste gibt es und wir haben eine tolle Infografik und Tips von Weddinplannerinnen für Euch. Geduldet Euch etwas, die Artikel erscheinen alle nach und nach.
Anna meint
Ich wollte hier nur einmal zum Ausdruck bringen, wie begeistert ich von deiner “Themenreihe” Green Wedding bin. Nachhaltigkeit steht auch im Alltag bei vielen Menschen viel zu sehr im Hintergrund und gerade bei solch einem Fest denken die wenigsten Leute daran. Mir persönlich ist das Thema sehr wichtig und umso mehr freue ich mich hier darüber zu lesen. Bin gespannt was du noch schreibst – weiter so :D
LG Anna
Sandra meint
Ich bin dermaßen froh dieses Post gesucht zu haben. Vor allem finden wir die Bilder absolut prima. Toll!!
Melanie meint
Ich bin dermassen glücklich diesen Beitrag gesucht zu haben. Hier finden wir die Fotos absolut genial. Prima!!!