Petra, alias Holly vom Fashion Blog Hollightly ist die Expertin für nachhaltige Mode. Ich schaue immer wieder begeistert bei ihr vorbei, weil es eben kein Ausschlusskriterium ist, dass schicke Mode auch nachhaltig produziert wird. Und außerdem heiratet sie dieses Jahr, was sie natürlich doppelt qualifiziert. :-) Hier kommt ihr Styleguide für die Hochzeitsgäste einer Green Wedding, ganz unter dem Motto: Nachhaltig heiraten.
Die Do’s und Dont’s für Gäste auf einer Hochzeit sind relativ klar. Man sollte besser nicht zu spät kommen (wäre ja peinlich, wenn man als Gast mitten in den Segensspruch des Pfarres platzt und am Besten noch in den Stilettos einmal den Kirchgang entlangklappern muss, bis man den Sitzplatz geentert hat). Ein weißes Kleid sollte Frau niemals und unter gar keinen Umständen tragen als Gast und (wenn ich das aus meinem bescheidenen Blickwinkel kurz sagen darf): Das Brautpaar wünscht sich, dass die Gäste besonders hübsch aussehen. Wäre doch schade um die tolle Deko, die in stundenlangen exzessartigen Einkäufen oder Gesprächen mit dem Floristen entwickelt wurde oder die traumhafte liebevoll ausgewählte Location…wenn die Gäste dann in Jeans, T-Shirt und den alten Schlappen aufkreuzen.
Konzept nachhaltig Heiraten
Das Gesamtkonzept einer Hochzeit muss stimmen und das gilt natürlich auch für die Gäste. Sie sind ein großer und wichtiger Teil des Ganzen und verschönern jede Hochzeit mit ihrer Liebe zum Brautpaar, ihrem Enthusiasmus beim Feiern und ihrer glamourösen Anwesenheit. Bei einer Gartenhochzeit im bauschigen Abendkleid aufzutauchen ist aber genauso fehl am Platz, wie bei einer Schlosshochzeit im lässigen Hippiekleid entlang zu schweben. Das Outfit sollte angepasst werden an die Location, den Stil und die Idee, die hinter der Hochzeit stecken.
Beim nachhaltig Heiraten, Green Wedding, ist es eine schöne Geste an das Brautpaar, wenn die Gäste sich nachhaltig in Schale werfen. Es gibt tatsächlich viele Labels und Shops, die nachhaltige Mode anbieten. Leider ist der Look oft eher sportlich-alltagstauglich als Hochzeits-schick. Trotz allem geht es, mit ein bisschen Recherche und Kreativität, sich als Gast auch von Kopf bis Fuß in nachhaltige Stöffchen zu packen.
Nachhaltig heiraten: Jeder definiert Nachhaltigkeit anders.
Sind Braut und Bräutigam Demeter-Fans, die Karrotten nur essen, wenn sie Bio, Fairtrade und von glücklichen Bauern Made In Germany gezogen, geerntet und verkauft wurden? Dann macht es ihnen sicherlich besonders Freude, wenn man als Gast in einem durch und durch Ökosiegel zertifizierten Outfit auftaucht.
Ich persönlich denke, dass jedes kleine bisschen Nachhaltigkeit schon ein Schritt in die richtige Richtung ist super. Deshalb bin ich Fan von Labels, die zumindest einen Teilaspekt der Nachhaltigkeit erfüllen, sei es Bio, sei es Fair Trade, sei es Charity oder eine Umweltschonende Produktion.
Nachhaltig Heiraten: Kleider, Taschen und Schuhe
Das Label Abury fertigt nach alter marokkanischer Tradition traumhafte Clutches in allen Farben. Neben der Tatsache, dass fair entlohnt wird und die Arbeitsbedingungen ebenfalls fair gestaltet werden, fließt ein Teil des Erlöses in den Bau von Schulen und Brunnen, um die Lebenssituation auf dem Land dort zu verbessern und den Frauen eine Schul- und Ausbildung zu ermöglichen. So eine Clutch ist definitiv Green Wedding tauglich.
Ecocentric ein Berliner Label, das sich dem Old-School-Style verschrieben hat und Klassikern aus den 50ern und 60ern einen modernen Twist verleiht, liefert dann das perfekte Kleid zur Clutch. Mit dem schönen Namen „Für Immer“ will die Designerin zeitlose Modelieblinge erschaffen, die nicht nur für eine Saison gültig sind. Das Label verwendet nur Biobaumwolle aus der Schweiz und Wolltuch aus Italien. Die Knöpfe und Verschlüsse sind zum Teil Vintage und zum Teil stammen sie aus kleinen Handwerksproduktionen aus ganz Deutschland. Nachhaltiger geht es kaum!
Isabell de Hillerin produziert auch mit Biostoffen und ausschließlich mit natürlichen Materialien. Ihr Cocktailkleid aus der neuen Sommerkollektion ist absolut hochzeitstauglich. Es ist aus 100 Prozent Seide und handgewebter Biobaumwolle, made in Germany. Die zarte und elegante Isabell de Hillerin hat rumänische Wurzeln, die sie mit ihrem Herz für Fashion mischt. Statt einfach nur Mode zu machen, gibt sie Frauen in Rumänien Arbeit, hilft damit gleichzeitig eine uralte Handwerkskunst zu bewahren und kreiert die zauberhaftesten Kleider mit rumänischen Kunststickereien. Dazu achtet sie, soweit es geht und nicht die Qualität ihrer Looks beeinflusst, auf Biostoffe und umweltfreundliche Produktionsbedingungen.
Genau wie auch das Label von Johanna Riplinger. Sie schneidert elfenhafte Kleider, die jede Hochzeit schmücken würden. Ihre Kollektionen tragen Zaubernamen, wie zum Beispiel „Winter Blossom“, deren Kleider mittels Farben aus zarten Blüten gefärbt wurden. Oder „IMMERSION“, die Kollektion für den kommenden Sommer. Johanna wurde vom Element Wasser inspiriert und hat ausschließlich mit Pflanzenfarben gearbeitet, weil diese zarten Farben auf natürlicher Basis, das Element Wasser nicht schädigen. Sie produziert nachhaltig, will Umwelt und Ressourcen schonen und betrachtet die Natur als Inspirationsquelle ihrer zarten Kleider.
Weil Frau natürlich nicht ohne Schuhe in solchen Kleidern Richtung Braut und Bräutigam trippeln kann, empfiehlt sich zum Beispiel Peter Kaiser. Ein klassisches Label, das seit 1883 in Deutschland produziert und Schuhwerk mit Liebe zur Tradition auf den Markt bringt. Die Marke schreibt sich auf die Fahnen, immer noch einen Großteil der Schuhe in Pirmasens im schönen Rheinland-Pfalz zu produzieren. Der Rest wird in Portugal hergestellt. Wie praktisch, dass „Schrei vor Glück Zalando“ Peter Kaiser in allen Farben und Formen anbietet.
Für die Männerwelt ist es deutlich schwieriger an einen nachhaltigen Look zu kommen, der das Herz des Green Wedding Brautpaares höher schlagen lässt. Die Wahl Nummer 1 für männliche Hochzeitsgäste ist natürlich der Anzug. Damit er nachhaltig. biologisch und schick ist, bleibt fast nur die Maßschneiderei. Für alle Männer, die nicht selbst nach eine Biostoff suchen und ihn zu einem Schneider ihrer Wahl schleppen wollen, bietet sich das kleine Schweizer Unternehmen Suitart an. Das Label hat mittlerweile auch einen Sitz in Berlin. Bei Suitart legt man viel Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit. Egal welche Farbe, egal welcher Stoff, es gibt eine große Auswahl, so dass der Anzug sogar passend zur Begleitung gebaut werden kann. Das Schöne an Suitart ist aber vor allem, dass sie Wert auf Fairtrade legen. Sie produzieren in Spanien unter fairen Arbeitsbedingungen, ohne Kinderarbeit, ohne Zwangsarbeit und mit fairen Löhnen. Das sollte zwar eigentlich normal sein und für alle Labels dieser Welt gelten, ist aber leider eine lobenswerte Ausnahme. Auf jeden Fall dürfte so ein Suitart-Anzug Green Wedding tauglich sein. Noch flugs Schuhe dazu und schon steht das Green Wedding Outfit für den Mann von Welt.
Leider ist ein komplett nachhaltiger Look gerade beim Thema Hochzeit, das Eleganz von einem Outfit fordert, in aller Regel kein Schnäppchen. Die Labels, die bio, fair, umweltfreundlich und im Bereich Fashion oder Abendmode produzieren, haben ganz andere Preise als Moderiesen wie Primark, H&M oder das bekannte C(heap) & A(wful), die auf Masse setzen und zum Teil grauenvolle Produktionsbedingungen in Kauf nehmen. Eine weitere Möglichkeit, falls der Geldbeutel gerade nicht aus allen Nähten platzt, ist das Thema Vintage. Es bietet sich an in Omas altem Kleiderschrank zu wühlen und hübsche Petticoat Kleider oder andere Schätzchen auszugraben und neu anpassen zu lassen.
Auch das sorgt dafür, dass die Müllberge nicht weiter wachsen. Eine andere tolle Quelle ist der Kleiderkreisel, der nach dem Tauschprinzip funktioniert. Da wird getauscht, verschenkt und verkauft, was das Zeug hält. Es gibt atemberaubende Abendmode, heiße Highheels und Anzüge für Männer gibt es auch. Statt ein weiteres Edelkleid in den übervollen Schrank zu pressen, kann man beim Kleiderkreisel Kleidern und Anzügen ein neues Zuhause geben. Es lohnt sich auch der Blick in den eigenen Kleiderschrank. Hängt da ganz hinten tief drinnen vielleicht ein altes Kleid, das einfach nur mal wieder einen neuen hübschen Stoffgürtel oder eine glitzernde Brosche braucht? Oder ein Anzug, der einfach nur ein kleines bisschen weiter genäht werden muss? Vielleicht gibt es auch einen Second Hand Laden um die Ecke, der eine größere Auswahl an Vintage-Schätzen bereit liegen hat, die nur darauf warten entdeckt zu werden? Oder man veranstaltet seinen eigenen kleinen Kleiderkreisel mit den anderen Brautjungfern und Hochzeitsgästen. So lernen sich die Gäste vorher schon einmal kennen.
Im Grunde denke ich mir, dass es viele Möglichkeiten gibt, den grünen Gedanken auch als Gast umzusetzen. Selbst wenn nur die Krawatte aus Bioseide genäht ist oder die Handtasche aus fairer Ökoproduktion, ist das schon ein kleines Extrageschenk für das Brautpaar. Denn ein Paar, das sich für das nachhaltig Heiraten entschieden hat, hat ein Herz für den guten Gedanken und wird sich auch über eine kleine nachhaltige Geste sehr freuen. Das kann ich aus vollem Herzen sagen, weil auch wir versuchen werden unsere Hochzeit so grün wie möglich zu gestalten. Und was gibt es für ein schöneres Geschenk bei einer „Green Wedding“ als viele Hochzeitsgäste, die sich Gedanken um ihren Green Wedding Look gemacht haben?!
Im Erfahrungsbericht von Laura und Florian könnt Ihr alles aus der Sicht eines Brautpaares nachlesen, das Thema Ringe beschreiben wir bei Sylvia Bliefert, die passenden Brautkleider gibts bei Sina Fischer und wir haben eine tolle Infografik und Tipps von Weddinplannerinnen für Euch. Geduldet Euch etwas, die Artikel erscheinen alle nach und nach.
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