Die Zeit der Rebellion ist vorbei. Hochzeitstraditionen sind völlig ok und leben frisch wieder auf. Und das ist auch gut so, findet Ihr nicht?
Seit nunmehr zehn Jahren tummle ich mich in diesem Hochzeitsuniversum. Erst die eigene Hochzeit planen, dann der Weg der Fotografie, der mich viel ins Ausland geführt hat und natürlich auch der Blog Fräulein K, der mich Teil an der deutschsprachigen Hochzeitswelt haben lässt.
Es ist ein bisschen wie in der Kunst, der Mode oder der Musik. Bewegungen wechseln sich ab, aus Trends werden entweder zu Stilen, oder sie verschwinden wieder von der Bildfläche. Vieles wird hinterfragt und neu entdeckt. Das trifft auch auf Traditionen zu.
Der Duden sagt zu Tra|di|ti|on:
Gerade Hochzeiten stecken scheinbar voller Traditionen, wenn man man genauer hinschaut:
Hochzeitstraditionen vor, während und nach der Hochzeit
Hochzeitsantrag! Ja, genau, auch der zählt dazu! Vieles dreht sich ums Brautkleid, z.B. dass man es kauft und der Bräutigam es erst am Hochzeitstag zu sehen bekommt. Oder die Brautschuhe, die früher gerne mit gesparten Pfennigen bezahlt werden. Die letzte Nacht vor der Hochzeit verbringt das Paar meist getrennt.
Am Hochzeitstag selbst dürfte der Spruch ‘Etwas Neues, etwas Altes, etwas Geliehenes, etwas Blaues’ jedem geläufig sein. Zur Trauung werden viele Bräute vom Vater geführt, den Weg aus der Kirche begleiten Blumenkinder mit ihren Blüten. Im Laufe des Hochzeitstages trifft das Paar auf Herzen, die es aus Bettlaken schneiden soll, oder Baumstämme, die es zu zersägen gilt. Böller werden mancherorts abgefeuert und der Brautstrauß geworfen, um von einer Junggesellin gefangen zu werden, die dann als nächste heiraten soll.
Auch das Steigen lassen von Luftballons, die Reden der Brauteltern, das Anschneiden der Hochzeitstorte und der erste Tanz als Brautpaar gehören definitiv dazu.
Und nach der Hochzeit? Da wird die Braut über die Schwelle getragen! Und am ersten Hochzeitstag, oder besser, an jedem Hochzeitstag, unternimmt man etwas schönes zusammen.
Alles Tradition, oder was?
Wenn man sich diese Aufzählung so anschaut, dann besteht eine Hochzeit ja quasi nur aus Traditionen! Das schwerwiegende Wort verliert jedoch seinen Schrecken, wenn man sich davon frei macht alles erfüllen zu müssen und einfach nur das heraus pickt, was einem als Paar wirklich wichtig ist.
Es gab eine Phase, nennen wir sie mal die kleine Hochzeitsrevolution, in der man alles, was nach Tradition aussah, bewusst ablehnte. Torte anschneiden? Niemals! Kuchen kann man auch einfach so essen, wer braucht schon eine Torte! Oder Ballons steigen lassen? Das machen doch alle, das wollen wir nicht. Und heut?
Weshalb Traditionen doch schön sind!
Es ist doch ein besonderer Tag mit einem besonderen Anlass, den man da feiert, oder? Dann darf da auch mal was besonderes passieren? Betrachtet man das Ganze mal von außen etwas nüchtern als Event, wird schnell klar, dass kleinere Höhepunkte dem Ereignis eine Geschichte geben.
Höhepunkt eins ist sicher die Trauung. Da sind sich alle einige und das soll auch so sein.
Was kommt danach? Wie fühlen sich Eure Gäste und Ihr auch wohl, damit es ein schönes Fest wird, das in Erinnerung bleibt? Ein paar kleinere Highlights und Überraschungen sorgen dafür, dass der Hochzeitstag auch als Fest empfunden wird. Schon sind wir wieder bei den Traditionen angekommen!
Torte, Törtchen oder Käselaib feierlich anschneiden ist nämlich doch schön! Es ist eine kleine Geste, die aber schlicht Spaß macht und nebenbei noch das Kuchenbuffet eröffnet.
Luftballons mit allen steigen lassen? Ja gerne! Nehmt halt nicht die roten Herzen, sondern tolle Farben und unterschiedliche Größen. Wenn alle mit Ballon in der Hand zusammen stehen, gibt das ein schönes Gruppenbild. Den einen, der nicht entzückt dem bunten Treiben am Himmel nachschaut, würde ich gerne mal sehen!
Aber tanzen werden wir nicht! Müsst Ihr ja auch nicht. Aber es braucht i.d.R. eine Aktion, die die Leute von den Tische loseist und auf die Tanzfläche zieht. Sucht ein emotionales Lied aus, gebt jedem ein Bündel Wunderkerzen in die Hand und singt alle zusammen auf der Tanzfläche mit. Und danach: Bähm! Hammer Song und die Party kann steigen!
Ihr seht, Traditionen haben ihren Platz schon verdient. Man muss nicht, man kann und vor allem kann man sie so interpretieren, wie sie zu einem passen. Brautenführung und andere schlimme Spielchen braucht wirklich niemand mehr, aber ein paar liebevolle Gesten machen Euren Tag zu einem besonderen Tag.
Viel Spaß beim den Planungen!
Photos by Vanilla Photography. Thanks!!
Schreibe einen Kommentar