Einige Monate sind seit dem Post Hochzeitsfotos von Getting ready – Einige Tipps ins Land gezogen. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen daraus eine kleine Serie zu machen, doch, hüstel, die liebe Zeit und Weihnachten und überhaupt… Aber egal, einfach heiter weiter, denn an schönen Hochzeitsfotos sind alle interessiert, oder?!
Eine Frage wird so ziemlich jedes Paar bei der Planung des Hochzeitstages beschäftigen: Wann machen wir die Porträt Fotos?
Wir spielen an dieser Stelle eine Runde Wünsch-Dir-was. Das Paar wünscht sich:
- Toll und glücklich aussehen
- Schöne, natürliche Hochzeitsfotos ohne gestellt wirkende Posen
- Bilder voll Glück und Liebe
- Spaß beim Shooting, ohne sich blöd vor der Kamera vorzukommen
- nicht (lange) von den Gäste entfernt zu sein
Die andere Seite, der oder die Fotograf(in) darf sich auch etwas wünschen:
- Portraits am späten Nachmittag oder Abend, bei allerbestem Premiumlicht
- Eine Umgebung, die inspiriert und in der man das Paar am liebsten überall ablichten würde
- ein Brautpaar, das sich verliebt und natürlich verhält und dem man nicht viele Anweisungen geben braucht
- einfach Spaß am Shooting ganz oben Zeitdruck
Ok, so weit so gut. Auf den ersten Blick erscheinen die Punkte gar nicht so weit voneinander entfernt zu sein. Schöne Bilder wollen alle, Spaß an der Arbeit ebenfalls. Doch die Tücke steckt im Detail… Denn der Fotograf wünscht sich im optimalen Fall die Portraits im Licht des späten Nachmittags oder frühen Abends. Das Paar jedoch möchte, verständlicher Weise, nicht lange von der Gesellschaft entfernt sein und gerade am Abend, wenn das Dinner beginnt, möchte es nicht fehlen. Über Mittag, d.h. vor der Trauung, da hätte es noch Zeit, dann könnte man ja die Fotos machen und würde am Abend nicht fehlen.
Portrait-Shooting über Mittag? Mäßig gute Idee.
Liebe Paare, ja, ich kann Euch verstehen. Absolut. Doch eins muss ich loswerden: Der Mittag ist ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt um Portraits zu fotografieren. Ganz ehrlich, kein Fotograf schreit hurra, wenn der einzige Slot für die Hochzeitsportraits zwischen 12 und 14 Uhr liegt.
Warum? Nun, gehen wir mal davon aus, dass Ihr Euch schönes Wetter an Eurem Hochzeitstag wünscht und dies auch tatsächlich eintrifft. Die Sonne lacht am blauen Himmel und alles scheint perfekt. Wären da nicht die fiesen Schatten unter den Augen, die entstehen, wenn das Paar in der Sonne steht. Oder die ‘ausgefressenen Lichter’ (das sind die hellsten Stellen, z.B. am Brautkleid, in denen man nichts mehr erkennen kann). Oder das harte Licht, das kontrastreich und wenig schmeichelhaft ist. Jaja, sicher kann man mit technischem Aufwand, Blitz, Aufheller und Co. einiges erreichen. Aber sprachen wir nicht von natürlichen Hochzeitsfotos, die weich und wunderschön rüber kommen? Das. Wird. Nicht. Funktionieren. Zumindest nicht in der Sonne.
Doch wie löst man diese Situation?
Daniela Reske ist seit vielen Jahren als Hochzeitsfotografin unterwegs. Ich bewundere, wie sie Licht sieht und es einzusetzen weiß. Als ich vor ein paar Tagen ein Foto von Ihr auf Facebook gesehen habe, bat ich sie es mir zu schicken, damit ich diesen Artikel endlich mal finalisieren konnte. Was ich bekam hat mich schlicht vom Hocker gehauen, denn die Auswahl der Fotos zum Thema ‘Einsatz von Licht’ ist einfach phantastisch. Danke liebe Dani für die Unterstützung!
Anhand Ihrer Fotos ziehen wir die Thematik Portraits – Licht – Tagesablauf auf. Was kann man tun?
Plan A) In den Schatten gehen
Dieses Bild wurde über Mittag aufgenommen, die Braut stand im Schatten unter einem alten Baum. Im Schatten fotografieren ist leichter gesagt, als getan, denn Schatten ist nicht gleich Schatten. Richtig gut eignen sich Schlagschatten von Gebäuden, die am besten weiß oder grau gestrichen sind. Damit ist nämlich der Schatten auch ‘farbneutral’. Leuchtend grüne Blätter von oben und frisches Gras von unten plus Mittagssonne ergibt ein grünstichiges Licht, das sich auf die Hauttöne nicht besonders schön auswirkt.
Auch Aufnahmen in inneren von Gebäuden sollte man nicht grundsätzlich ausschließen. Was als Schlecht-Wetter-Alternative gedacht war, kann auch bei extremer Hitze nützlich sein. Schöne Räume, bemerkenswerte Architektur oder historische Gebäude – welche Bauwerke gibt es in der Nähe Eurer Location?
Merke: ein schattiges Plätzchen mit neutralen Farben ist fein für Fotos über Mittag! Sollte die Sonne nicht scheinen, ist das alles ein bisschen einfacher :-)
Plan B) Licht kreativ einsetzen
Willkommen in der Meisterklasse, denn Licht so gekonnt nutzen, können nicht viele. Wo Licht ist, ist auch Schatten und der kann so wunderschön sein. Er zeichnet Linien und Muster, verdeckt und deckt auf, er macht ein Bild spannend. Künstlerisch wirken Aufnahmen, die bewusst mit dem hell und dunkel spielen.
Es sind eher nicht die typischen ‘Wir-Sind-so-Glücklich-und-die-Welt-ist-rosa-Fotos’, die in solchen Lichtsituationen entstehen. Aber es sind die, die bemerkenswert sind. Die, die in großen Formaten zu Hause an der Wand hängen und ein Wow auslösen. Die Lichtflecken auf Ohrring, Schulter und Rücken geben diesem Foto eine beschreibende Tiefe, sie führen den Blick des Betrachters. Beim nächsten Foto zaubern die Ähren ein geradliniges, zackiges Muster auf die Schulter der Braut. Es stellt sich mutig der sanften Spitze des Brautkleides.
Merke: Vertraut Eurem Fotografen und gebt ihm auch ein bisschen Zeit Dinge sehen zu können. Gerade in der Zusammenarbeit mit ‘Nicht-Models’, also mit ganz normalen Brautpaaren, braucht es einen Moment bis man sich eingespielt hat. Lasst Euch fallen und treiben, dann hat Euer Fotograf die besten Chancen auch kreative Szenen zu erkennen und mit Euch umzusetzen.
Plan C) Portraits am Nachmittag/Abend fotografieren
Überlegt, ob es nicht doch machbar ist, das Shooting am späten Nachmittag einzuplanen. Ihr empfangt Eure Gäste an der Location, stoßt gemeinsam an, schneidet vielleicht auch die Hochzeitstorte an und plaudert mit den Gästen. Alle unterhalten sich, es gibt evtl. ein paar kleine Aufgaben a là Gästebuch oder Fotobooth für die Gesellschaft und Ihr verabschiedet Euch für eine knappe Stunde, um Fotos zu machen. Die Gäste sind versorgt und beschäftigt, niemand wird es Euch übel nehmen, wenn Ihr Euch mal kurz ausklinkt. Das Licht ist nicht mehr so hart wie am Mittag und mit dem Auge für Euch in einer schönen Umgebung werdet Ihr wunderbare Fotos bekommen.
Das weiche Licht am Nachmittag lässt zarte Fotos entstehen. Es gibt keine harten Kontraste, Schatten fallen sanft. Scheint dann die Sonne und steht tief genug, erhält man Fotos voller Wärme und mit einem besonderen Zauber.
Merke: Die warmen, harmonischen Fotos fotografiert man am Abend oder späten Nachmittag.
Ein kleiner Tipp am Rande: man kann ein Shooting auch aufteilen, d.h. es spricht nichts dagegen am Abend noch mal für 15 Minuten nach draußen zu gehen, um ein paar Fotos bei schönem Licht zu machen. Das ist eine nette Ergänzung zu den Bildern tagsüber und schreibt auch die Geschichte Eures Tages schön fort.
Und vergesst nicht: habt Spaß! Das ist Euer Hochzeitstag und das Shooting ist der (einzige) Moment, in dem Ihr Euch zu weit eine kleine Auszeit gönnt und alles, was bisher geschehen ist, Revue passieren lassen könnt. Kurz innehalten und genießen ist die Devise. Dann gibt’s auch schöne Fotos!
Danke liebe Daniela für die tollen Bilder! Es ist mir eine Ehre!