Wie ist das eigentlich, wenn man als ‘Brancheninsider’ heiratet? Als Hochzeitsplaner, Florist oder Fotograf? Ist man gestresst? Fühlt man einen großen Druck, oder weiß man ganz genau, was man will und was nicht? Immerhin kommen zu den vielen tollen Ideen, die man in den Medien sammelt, auch noch die Erfahrung von zig Hochzeiten, die man selbst erlebt und begleitet hat.
Alexandra Stehle, begleitet als Hochzeitsfotografin seit ein einigen Jahren Brautpaare an ihren schönsten Tag, feiert bald schon den ersten Hochzeitstag! Ich durfte als Gast, yay, ganz ohne To Dos, dabei sein und das herrlich entspannte Fest erleben.
Frl. K : Alex, fast ein Jahr ist es schon her! Wie fühlt es sich rückwirkend an Ehefrau zu sein?
Alex Stehle: Immernoch großartig! Ich bin nach wie vor sehr happy mit meinem Mann, habe den Besten von allen geheiratet und es fühlt sich einfach sehr schön und auch ein bißchen erwachsener an, ihn „meinen Mann“ nennen zu dürfen ;) Im Ernst… auch wenn sich das jetzt vielleicht ein bißchen bekloppt anhört, aber ich trage meinen Ehering wirklich mit Stolz und es ist sehr schönes Gefühl, jetzt noch ein Stückchen mehr oder fester zueinanderzugehören.
Frl. K.: Jetzt, wo all die Anspannung nicht nur vergangen, sondern auch vergessen ist, was ist Dir am meisten in Erinnerung geblieben? Was war Euer Highlight?
Alex Stehle: Was uns am meisten überwältigt hat, war die Erkenntnis darüber, wie sehr sich unsere Familien und Freunde ganz ehrlich und selbstlos mit uns gefreut haben. Wie sehr sie mitgefiebert, mitgeheult und mitgefeiert haben. Ich konnte meine Eltern z.B. den ganzen Tag kaum anschauen, ohne das wir ständig in Tränen ausgebrochen sind.
Die Tatsache, dass sich unsere engsten Lieblingsmenschen einfach total für uns mitfreuten, erfüllte uns mit solch einer Dankbarkeit und Glück, dass dieses Gefühl wohl das stärkste ist, was sich in unsere Erinnerungen gebrannt hat und was wir nie wieder vergessen werden….
Frl. K.: In wie weit hat sich all das, was Du als Fotografin erlebt hast, auf Eure Planungen ausgewirkt? Gab es Dinge, die Ihr unbedingt umsetzten wolltet?
Alex Stehle: Durch meinen Job als Hochzeitsfotografin sehe ich ja Wochenende für Wochenende die verschiedensten Hochzeiten. Ich glaube, hätten wir vor 5 Jahren geheiratet, wären wir in einem Meer an Pompons, Luftballons und zig Gästen ertrunken ;) Durch die Erfahrung als Fotografin habe ich allerdings auch oft gesehen, wie sehr sich Paare verrenken, um es allen recht zu machen, auf ihre Traumlocation verzichten müssen, weil sie die vielen Gäste nicht unterbringen würden und den ganzen Tag über nur von A nach B hetzen. Das wollten wir auf keinen Fall. Wir wollten uns weder zum Horst machen bei irgendwelchen Spielchen, noch von Location zu Location zu hetzen, noch irgendwelche Kompromisse eingehen, damit auch der letzte Gast zufrieden ist.
Frl. K.: Euer Engagement war ja schon recht umfangreich. Was habt Ihr alles selbst gemacht? Und hätte man im Nachhinein etwas davon abgeben sollen?
Alex Stehle: Ganz ehrlich – es war schon echt heftig und ne Menge Arbeit! Was einem im Vorfeld wohl nicht ganz klar ist, ist die Tatsache, dass so eine Hochzeit an einem privaten und intimen Ort zwar wunderschön und besonders ist, aber einfach nichts vor Ort ist. Keine Stühle, keine Tische, kein Besteck, kein Geschirr, keine Regenalternative, kein Stom, kein Licht, keine Kühlschränke für die Getränke, usw.
Wenn Du eine Location buchst, dann brauchst Du Dich bei den Vorbereitungen da um nichts kümmern… So haben wir dann Tage vorher den Sprinter und die Autos immer wieder bis unters Dach vollgepackt und die Dinge durch die Gegend geschleppt. Und bei jedem Schritt weißt Du – dieser Kram muss danach ja auch wieder zurück :)
Aber wir hatten auch hier supertolle Hilfe von unseren Familien, meiner wunderbaren Freundin, die trotz Sommergrippe auf der Matte stand und den Besitzern des Anwesens. Und trotz all der Schufterei, würden wir es auf jeden Fall wieder genauso machen, da es für uns keine Alternative zu dieser wunderbaren, privaten Location gab…
Frl. K.: Ihr hattet ja so viele tolle und individuelle Dekorationsstücke… Ich denke zum Beispiel an die Lichterinstallation über Eurem Tisch oder den Traubogen aus Stämmen. Wer hat das gebaut und was macht Ihr jetzt mit den Sachen?
Alex Stehle: Wir haben eigentlich so ziemlich alles selbst gemacht. Da ich lange als Graphikerin gearbeitet habe, war die komplette Papeterie natürlich mein Job ;) Marcel war für die handwerklichen Geschichten zuständig, wie z.B. die Holzschilder und den Traubogen. Dekorationsartikel wie Vasen, Gläser, Schalen etc wurden über Monate auf Flohmärkten, im Internet oder bei Trödlern zusammengesammelt.
Unsere Wohnung glich wochenlang einem Messihaushalt und wir wohnten nur noch zwischen Kartons und Schachteln. Da gerade ich aber schon genaue Vorstellungen davon hatte, wie die Dekoration werden sollte, hatte ich da auch echt meinen Spass, stundenlang zu stöbern und zu sammeln. Meine Mum nähte z.B. sämtliche Leinenservietten, da wir keine in graublau gefunden hatten… da wir nicht bedachte hatten, dass die Dinger nach dem Waschen nochmal eingehen, hatten wir schlussendlich zwar eher Stofftaschentücher als Servietten – aber hey – sie waren graublau ;)
Die tolle Lichtinstallation über der Tafel baute übrigens der Neffe der Hausbesitzer, der Schreiner ist. Die blieb natürlich dann auch dort und unseren Traubogen mit den Stämmen aus dem nahgelegenen Wald schenkten wir ebenfalls der Besitzerin für die nächsten Paare, da sie ihn so toll fand und wir ihn ohnehin nicht mehr ins Auto bekommen hätten.
Frl. K.: Abschließend: gibts Du Deinen Brautpaaren nun andere Tipps als ‘erfahrene’ Ex-Braut?
Alex Stehle: Verbiegt Euch nicht. Für niemanden! Ich finde es so großartig, dass Paare heute endlich den Mut und die Kreativität haben, ihre Hochzeit genau so zu feiern, wie es Ihnen gefällt und wie es vorallem auch zu ihnen passt.
Ihr habt keine Lust auf zig Gäste und Stress an Eurer Hochzeit? Wunderbar! Dann feiert einfach mit Euren allerengsten Lieblingsmenschen und wechselt nicht den ganzen Tag von Location zu Location. Das ist einfach nur Stress für alle und ihr vertrödelt wertvolle Zeit im Auto. Sucht Euch eine schöne Location aus und steckt da Euer ganzes Herzblut rein, so fühlen sich alle willkommen und ihr könnt den ganzen Tag entspannt dort verbringen.
Ihr habt mit der Kirche eigentlich nicht wirklich was am Hut? Dann denkt doch mal über eine freie Trauung nach! Für mich sind diese Trauungen ohnehin soviel schöner, persönlicher und emotionaler, weil es da einfach um euch geht… und die Omi wird’s auch verkraften. Macht einfach, was Euch gefällt und genießt Euren Tag in vollen Zügen. Er wird ohnehin wie ein Wimpernschlag an Euch vorbeiziehen und ich finde es einfach immer wieder schade, wenn alle ihren Spass haben, nur das Brautpaar gehetzt von Gast zu Gast springt, um jedem und allem gerecht zu werden. Den es geht an diesem Tag eigentlich nur um eins… um Euch… als Paar und Euer Versprechen aneinander.
Ach Alex, ich denke fast genauso gerne an den Tag zurück wie Ihr! Denn als (endlich mal nicht auf einer Hochzeit arbeitender) Gast haben wir das entspannte Fest in vollen Zügen genossen! Wir drücken Euch ganz fest!
Location: Kitzlein
Brautkleid: Sina Fischer
Fotograf: Die Hochzeitsfotografen Angelika & Artur
Floristik: Stil(l)leben Nelly Hüttenlocher
Haare & Make-up: Andreia Marques
Treurednerin: Katja Fabry
Torte: Naschwerk & Co
Seidenbänder: Froufrou chic
Lampions & Ballons: Frl. K sagt Ja
Kleiderbügel: Fingertipps Calligraphy
Doris Nothnagel meint
Liebe Katja, liebe Alex,
das Dilemma gibt’s nicht nur für Hochzeitsfotografen :-) … auch für Brautkleid-Verrückte…. Das stellen sich alle einfacher vor als es ist. Wie – Du heiratest? Das ist ja toll, da kannst Du Dich ja schnell und einfach in Deinem Laden bedienen, bestimmt gehst Du nur an den Kleiderständer und probierst den ganzen Tag….
weit gefehlt…. es war nicht besonders einfach, es war besonders schwer, das richtige Kleid zu finden! Etwas Besonderes sollte es sein… und bitte entspannt… und bitte nicht pompös… und bitte altersgerecht … und bitte dies und bitte jenes. Aber es hat geklappt….
und das nächste Dilemma ist dann: wenn man so viele tolle Kollegen und Dienstleister kennt – wen wählt man aus? Wer soll denn die Torte machen, und fotografieren? Wer soll das Styling machen und so weiter? Das fand ich besonders schwierig und hab manchmal einfach Lose gezogen, weil ich definitiv überfordert war damit, auszuwählen. Andere haben das Dilemma: wo finde ich den besten? Ich hatte das Dilemma: wen von den Besten nehm ich denn? Ein echtes Luxus-Problem, ich weiss….
Aber: es hat alles geklappt. Und war richtig und wunderbar.
Fazit: man findet aus dem Dilemma wieder raus :-)
Daniel Kuschel meint
Vielen Dank für diesen privaten Einblick einer Insiderin! Man erlebt und sieht wirklich viel. Ich bin gespannt, wie es mir einmal ergehen wird.
Viele Grüße