Willkommen zu einer ganz besonderen Woche auf diesem Hochzeitsblog: Der Green Wedding – nachhaltig heiraten Woche! In den nächsten Tagen werdet Ihr hier ein bisschen etwas darüber erfahren, wie ein Hochzeitsfest möglichst klimaneutral gestaltet werden kann. Es gibt Erfahrungsberichte, Experten erzählen wie man strukturiert ran geht und eine Übersicht mit Tipps wie Ihr Eure Hochzeit klimaneutraler gestalten könnt bekommt Ihr auch noch.
In dieser Woche wird’s ein bisschen textlastiger, dieses Thema soll auch inhaltlich ‘nachhaltig’ wirken. Den Anfang machen Laura und Florian, die dieses Special überhaupt erst ermöglicht haben. Laura schrieb mir, wir haben telefoniert und angefangen daraus dieses Special zu basteln. Ich hoffe, es gefällt und interessiert Euch. Das sollte es auch, es ist doch auch unsere Welt, oder?
Warum haben wir uns für eine Green Wedding entschieden?
Seit 3 Jahren integrieren wir das Thema Nachhaltigkeit ganz bewusst in unseren Alltag. Wir hinterfragen unser tägliches Handeln und konzentrieren uns auf das Wesentliche – auf das, was uns wirklich wichtig ist und wir wirklich brauchen. Wir machen uns stets Gedanken welche Auswirkungen unser Handeln auf die Umwelt hat und wie wir unseren Beitrag für eine bessere Umwelt leisten können. Florian hat das auch in unserem Blog Nachhaltig sein beschrieben.
Als wir mit der Planung unserer Hochzeit begonnen haben, war für uns klar, dass wir auch dort das Thema Nachhaltigkeit integrieren möchten.
Was waren unsere wesentlichen Erkenntnisse?
Als wir Freunden und Bekannten in der Planung von unserer Absicht einer Green Wedding erzählt haben, waren die Rückmeldungen meist neutral bis positiv, teils skeptisch. Nach der Hochzeit haben sich die Rückmeldungen komplett verändert: Uns hat eine große Welle der Begeisterung erreicht. Das hat uns gezeigt, dass das Erleben einer “Green Wedding” entscheidend dafür ist, die Besonderheit zu erkennen: Eine Green Wedding ist keine Einschränkung, kein Spaß-Verzicht und auch nicht mehr Kosten. Es ist vielmehr ein sehr bewusstes Auseinandersetzen mit der Hochzeit. Wir sehen es daher als eine Chance für eine einzigartige Hochzeit. Einzigartig, weil sie nicht nur unter einem egoistischem Stern steht (“unser schönster Tag im Leben”), sondern auch unter einem gesellschaftlichen Stern. Genau dies spürt man und genau dies macht sie dann auch besonders – für das Brautpaar und die Gäste und die Umwelt.
Wie sind wir bei der Planung vorgegangen?
Bei der Planung sind wir wie viele andere auch vorgegangen. Zunächst haben wir mit den Rahmenbedingungen, d.h. Datum, Personenzahl, Location begonnen, bevor wir uns mit den Details wie Einladung, Brautkleid, Catering, Dekoration, Blumen, Ringe, etc. beschäftigt haben.
Bei jedem Punkt, den wir angegangen sind, haben wir immer wieder hinterfragt: ist es das was wir wirklich möchten, ist es das was wir wirklich brauchen und wie können wir das nachhaltig umsetzen und gestalten. Das war wunderbar, denn so konnten wir sicher sein, dass wir genau das tun was uns glücklich macht und wir zudem möglichst wenig die Umwelt belasten. Teils gibt man dabei vielleicht etwas mehr Geld aus, aber in Summe spart man, da man auf unnötiges verzichtet.
Bei welchen Punkten konnten wir negative Umweltauswirkungen vermeiden
Vermeiden bedeutet Ressourcen und damit negative Umwelteinflüsse einsparen. Ein wesentlicher Punkt und auch das größte Einsparpotential bietet die Wahl der Location und damit eng verbunden, die erforderlichen An- und Abfahrtswege der Gäste. Wir haben geschaut aus welchem Gebiet die Gäste kommen und uns entschieden, die Hochzeit dort zu feiern, wo eine Mehrzahl der Gäste wohnt. Zudem haben wir einen Ort mit guter Zuganbindung an die Location sowie Hotel gewählt. Damit konnten wir weite An- und Abreiseweg bei ca. einem Drittel der Gäste vermeiden und einen wesentlichen Teil des CO2 Ausstoßes einsparen. Nebenbei konnten die Gäste mit dem Zug anreisen, was im Vergleich zum Auto ebenfalls CO2 eingespart hat. Das Hotel lag fußläufig zur Location, um zusätzliche Wege mit dem Auto oder Taxi zu vermeiden.
Die gesamte Dekoration haben wir weitestgehend CO2 neutral gestaltet, da wir überwiegend gebrauchte, draußen gesammelte, recycelte oder natürliche Gegenständen verwendet haben. Der Blumenschmuck und der Brautstrauß bestand aus saisonalen Wiesenblumen, was Ende August für uns keinerlei Einschränkung bedeutet hat. Die Namenskärtchen waren bemalte Steine, die wir am Rhein gesammelt haben, die Tischnummern wurden aus alten Weckgläsern meiner Oma und Bio-Cotton gebastelt und dienten gleichzeitig als Kerze.
Die Menükarten haben wir auf eine Karte pro Tisch reduziert und aus Recycling-Papier, Faden und einem Halter aus Stein gebastelt. Im Außenbereich hatten wir eine Girlande und Windlichter, die wir mit den Seiten alter Bücher gestaltet haben. Die Tischdecken und Hussen für die Biertischgarnituren haben wir aus Bio-Cotton genäht und mit selbst gestalteten Stempeln, z.B. aus einem alten Fahrradreifen gestaltet.
Bei Farbe, Kleber und kleinen Hilfsmitteln mussten wir hinsichtlich CO2-Neutralität und Natürlichkeit der Produkte allerdings eine Ausnahme machen.
Bei welchen Punkten haben wir negative Umwelteinflüsse reduziert?
Bei der Wahl der Dienstleister wie Caterer, Musiker, Friseur, Stylistin, Floristin, DJ und Goldschmiedin haben wir darauf geachtet, dass diese aus der nahen Umgebung kommen, um weite Anfahrtswege zu minimieren. Das hat vorab eine gewisse Zeit für Recherche beansprucht, aber letztendlich haben wir genau die gefunden, die nach unseren Ansatz handeln und unsere Ideen perfekt umsetzen konnten. Bei unserer Fotografin haben wir jedoch eine Ausnahme gemacht, sie ist von weiter (200km) angereist.
Das Brautkleid wurde in Deutschland hergestellt. Bei der Brautkleidsuche musste ich feststellen, dass ein Kleid aus Bio-Seide sehr teuer ist. Von daher habe ich darauf geachtet zumindest ein Kleid “Made in Germany” zu kaufen.
Unsere Eheringe und Schmuck wurde aus fair gehandelten Rohstoffen hergestellt.
Beim Essen haben wir darauf geachtet, dass mehrheitlich regionale und saisonale Lebensmittel verwendet wurden. Zudem haben wir eine vegetarische Hauptspeise integriert. Wir haben darauf geachtet, dass keine Essensreste weggeschmissen werden und haben diese nach dem Fest eingefroren. Das war eine hervorragende Idee, denn an dem Tag unserer Hochzeit konnten wir vor Aufregung wenig von dem leckeren Essen genießen und so hatten wir die Möglichkeit dies in den Tagen nach unser Hochzeitsreise nachzuholen. :)
Die Getränke wie Wein, Sekt und Weinbrände kamen direkt aus der Region. Die Hochzeitstorte und Kuchen waren selbst gebacken. Unsere Einladung, Dankeskarten und Umschläge bestanden weitgehend aus recyceltem Papier.
In welchen Bereichen viel es leicht unseren Ansatz umzusetzen?
Die eigene Gestaltung der Dekoration viel leicht und hat großen Spaß gemacht. Wenn man die Augen offen hält, kommen einem viele Ideen aus natürlichen oder gebrauchten Materialien tolle Sachen zu basteln. Diverse Hochzeitsblogs, darunter auch Frl. K sagt Ja, geben viel Inspiration für DoItYourself- (DIY) und Upcycling-Dekorationen.
Maßgeblich für den Erfolg ist, sehr zeitig damit zu beginnen um das ganze Vorhaben auch eigens umsetzen zu können.
In welchen Bereichen fiel es schwer den Nachhaltigkeitsansatz zu umzusetzen?
Bei der Wahl der Location viel es anfänglich schwer. Man hat automatisch im Kopf im Grünen, d.h. in der Natur, feiern zu wollen, da dies das Synonym einer Green Wedding ist. Im Wiederspruch dazu steht jedoch, dass meist sehr weite Anfahrtswege erforderlich sind und auch selten die erforderlichen Übernachtungsmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung verfügbar sind. Es würde daher mehr CO2 verursacht werden. Dadurch ist eine im Grünen gelegene Location gar nicht so nachhaltig wie der Name “grün” es vermittelt und wie man es sich vielleicht wünschen würde. Dies war auch für uns eine Erkenntnis, mit der wir uns intensiv auseinander setzen mussten. Wir haben uns aus den genannten Gründen gegen eine Location im Grünen und für einen wunderschönen Ort am Rhein entschieden.
Beim Druck der Einladung sowie Dankeskarten mussten wir feststellen, dass bisher nur wenige Druckereien recyceltes Papier anbieten. Wir hätten gerne eine nachhaltige Druckerei gewählt, aber dazu waren unsere Stückzahlen zu gering.
Warum haben wir dennoch abschließend CO2 kompensiert?
Trotz aller Maßnahmen CO2 zu vermeiden und zu reduzieren sind durch die Hochzeitsfeier bei knapp 70 Gästen, insbesondere durch die An- und Abreisen, ca. 4 Tonnen CO2 entstanden sowie durch die Hochzeitsreise nach Schottland weitere 2,4 Tonnen CO2. Da es uns wichtig war, insgesamt CO2 neutral zu heiraten, haben wir das verursachte CO2 über die Klimarebellen kompensiert.
Was war unser Meinung nach maßgeblich für das tolle Ergebnis?
Damit alle Maßnahmen zur Nachhaltigkeit von den Gästen bewusst wahrgenommen werden konnten, habe wir diese auf einer Holztafel schriftlich und in einer Ansprache verbal kommuniziert. Die Kommunikation der Maßnahmen ist unserer Meinung nach wichtig, um eine Identifikation damit hervorzurufen.
Für uns persönlich war es wichtig auch wenige Ausnahmen zu gewähren. Dadurch konnten wir alles was uns wichtig war umsetzen ohne große Entbehrungen machen zu müssen.
Weitergehende Information zu unserer Hochzeit findet Ihr auch auf Florian’s Blog Nachhaltig sein – Gute Absichten praktisch umsetzen.
Gestaltung der Einladungskarte: Kyra Porada
Hochzeitstorte und Kuchen: Danja Porada
Fotografin: Melanie Metz
Frisör und Stylistin: Capelli da Salvo
Goldschmiedin: Feilgold
Location: Reuter Sturm
Caterer: Die Hofköche
Musiker: Chris Taylor Music
Brautkleid: Felicita
CO2-Kompensation: Klimarebellen
Falls Ihr noch Fragen zur Umsetzung von Laura und Florians Hochzeit habt, oder Ihr vielleicht einfach ein paar nette Worte an die beiden richten wollt, dann stehen sie auch gerne per Mail zur Verfügung: laura@nachhaltig-sein.info
Habt ganz lieben Dank dafür, dass Ihr dieses Thema überhaupt erst hier ermöglicht, außerdem für die vielen Infos und das Hintergrundwissen!!
Das Thema Ringe beschreiben wir bei Sylvia Bliefert, die passenden Brautkleider gibts bei Sina Fischer und nicht zu vergessen den Styleguide für die Gäste und wir haben eine tolle Infografik und Tips von Weddinplannerinnen für Euch. Geduldet Euch etwas, die Artikel erscheinen alle nach und nach.
Nicola meint
Hihi, Hochzeitslocation war die Sektkellerei meiner ehemaligen Vermieter. :)
Alexander meint
Hallo Katja, Laura, Florian,
schöner Bericht! Wäre ich nicht glücklich verheiratet, ich würde glatt noch einmal diesen Schritt wagen. Danke für die freundliche Erwähnung der klimarebellen,
Viele Grüße
Alexander
Pia meint
Das finde ich ja ganz wunderbar, wie Laura & Florian ihre Green Wedding umgesetzt haben! “Grün” heißt ja nicht, das man gleich in Birkenstock zum Traualter schreiten muss ;-)
Wir feiern zwar keine richtige Green Wedding, versuchen aber, bei einigen Elementen darauf zu achten, dass sie nachhaltig sind. So bezieht unsere Location das Essen aus der Region und zum großen Teil von Biobetrieben und kocht saisonal. Da wir uns Geld wünschen, bitten wir die Gäste gleich mit der Einladungskarte darum, dieses der Umwelt zuliebe handlich zu verpacken. Auf Save the Date-Karten haben wir ganz verzichtet und unsere Einladungskarten bestehen auch nur aus Papier (also keine Glitzersteine, Federn, etc.). Desweiteren werde ich (auch aus Kostengründen zugegebenermaßen) meine Brautschuhe gebraucht kaufen, auf eine Tasche verzichtet ich ganz. Ich finde, so kann man auch mit kleinen Dingen etwas beitragen.
Laura meint
Hallo Pia,
deine Ideen finde ich klasse. Wie du schon sagst, mit vielen kleinen Dingen kann man schon eine Menge dazu beitragen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Gäste sogar richtig gefreut haben, sich eine “gute” Geschenkverpackung zu überlegen. Es sind tolle kreative Ideen entstanden.
Eine passende Tasche zum Brautkleid habe ich mir aus Seidenresten, die vom Kürzen des Kleides übrig waren, selber genäht. Ging ziemlich einfach und schnell :)
Baumpatenschaft zur Hochzeit verschenken meint
Hallo Laura und Florian!
Vielen Dank für den tollen Bericht. Man sieht, wenn man nur will, man kann einiges auf Öko umstellen.
Das Bild ganz oben ist doch in Eltville aufgenommen, oder?
Dann kommt ihr hier auch aus der Umgebung.
Freunde von mir haben letzten Sommer im Kloster Eberbach geheiratet und sie hatten eine ganz spezielle öko Idee. Hier kommt sie.
Sie wollten, dass jeder von uns ihnen eine Baumpatenschaft im Regenwald schenken.
(Eigentlich ist es ein Stück Regenwald, was da verschenkt wird, aber es geht um den Baum. Dieser steht in der Mitte des Regenwaldstücks)
Sonst hatten sie keine Hochzeitswünsche an uns.
Was dabei heraus kam? Sie sind nun Besitzer eines kleinen Regenwaldes in Costa Rica.
Sie bekamen so um die 40-50 Bäume zusammen. Da brauchten sie sich um die CO2 Kompensation auch keine Sorgen mehr zu machen.
Ich habe den Link mal oben reingepackt neben dem Avatarbild da ich es wirklich eine edle Idee finde. Hoffe es gibt mehr Paare die nachhaltige Ökohochzeiten machen.
Ganz lieben Gruss aus Wiesbaden!
Adrian Carst
Hans Dampf meint
Nachhaltig heiraten – ein Traum für uns!
Wir konnten uns hier auf dem Blog sehr gut informieren und haben uns inspiriert:
Fair gehandelte Ringe, die bemalten Steine und kurze Anreisewege. Auch die Sache mit den Baumpatenschaften sagt uns zu.
Gibts eigentlich Weddingplaner, die sowas spezielle auf Nachhaltigkeit machen?
Könnt ihr uns ein, zwei empfehlen?
Katja meint
Hallo Hans, ja, gibt es: http://www.Hochzeitskonzept.de mit Kerrin Wiesener & Friederike John. Schau mal, die beiden haben uns auch ein Interview gegeben: https://www.fraeulein-k-sagt-ja.de/green-wedding-nachhaltig-heiraten/nachhaltig-heiraten-die-infografik-fuer-eine-klimaneutrale-hochzeit
Und hier findest Du alle Artikel zum Thema: https://www.fraeulein-k-sagt-ja.de/Themen/green-wedding-nachhaltig-heiraten
Dankeschön für Dein Feedback, ich freu mich sehr drüber :-)
Corinna meint
Oh richtig toll! :) Habe den Beitrag mit ganz viel Begeisterung gelesen und fühle mich sehr inspiriert – ich habe mich nämlich auch vor Kurzem verlobt und schreibe auf meinem Blog über Nachhaltigkeitsthemen. Da möchten wir bei unserer Hochzeit auch auf jeden Fall drauf achten und ich finde, die Hochzeit von Laura & Florian klingt wundervoll.
Vielen Dank für den Beitrag!
Ganz liebe Grüße,
Corinna
http://www.kissenundkarma.de
Jacqueline meint
Wow das ist ein super Konzept ! Verkauft ihr zufällig euere biertisch hussen würde für meine Hochzeit noch welche benötigen und neue zu kaufen ist wirklich schade ;)
Laura meint
Hallo Jacqueline, gerne. Wir freuen uns wenn die Hussen noch einmal genutzt werden, anstatt neue zu kaufen. Schreib mir doch bitte noch eine Nachricht an meine im Text genannte Mail Adresse, dann sende ich dir Details zu. Viele Grüße Laura
Simon Valentin meint
Voll genial, dass es Green Wedding schon so lange gibt und seit Jahren so viel darüber geschrieben wird. Ich bin jetzt schon einige Jahre in der Green Wedding Branche als nachhaltiger Fotograf tätig und stoße immer wieder auf solche tolle, ältere Artikel. Die Bewegung entwickelt sich auch toll weiter und es gibt schon viele Dienstleister:innen, die ihre Arbeit auf Green Weddings spezialisiert haben und teilweise sogar klimaneutral oder -positiv arbeiten.
Ich bin sehr gespannt, wo es künftig noch hingeht. Wäre ja toll, wenn alle Hochzeiten mit Bedacht auf die Umwelt wären! <3
Liebe Grüße, Simon